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Das macht mich nachdenklich zum Dritten

Künstliche Intelligenz und Unternehmenssteuern

In diesem Artikel befasse ich mich mit den Auswirkungen, welche die künstliche Intelligenz aus meiner Sicht auf unser Leben haben wird. Weshalb in der Überschrift auch der Begriff «Unternehmenssteuern» erscheint, wird Dir beim Lesen des Beitrages klar werden.

 

Künstliche Intelligenz

Die künstliche Intelligenz hat das Ziel, die Denk- und Handlungsweise des Menschen nachzuahmen.

Es geht bei der künstlichen Intelligenz also um Computersysteme, die auch anspruchsvolle Aufgaben, welche bis jetzt von Menschen erledigt wurden, übernehmen können.

 

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Der Trend, dass Maschinen dem Menschen die Arbeit abnehmen ist keine neue – und auch nicht zwingend eine schlechte – Erscheinung.

Der bekannte Ökonom John Maynard Keynes (1883 – 1946) hat 1930 vorausgesagt, dass bis zum Ende des 20. Jahrhunderts die Technologie so weit fortgeschritten sein wird, dass die Menschen nur noch 15 Stunden pro Woche arbeiten werden.

Grundsätzlich hat Keynes die Entwicklung der Technologie also richtig vorausgesehen, auch wenn er sich in der Zeit und Auswirkung leicht verschätzt hat. So hat er Beispielsweise auch unterschätzt, dass die Menschheit sehr erfinderisch ist beim Kreieren von neuen – vielfach für die Gesellschaft sinn- und nutzlosen – Aufgaben. Der Anthropologe David Graeber nennt diese Jobs «Bullshit-Jobs» (nicht zu verwechseln mit Scheiss-Jobs).

Je ausgereifter die künstliche Intelligenz wird, desto grösser wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese Bullshit-Jobs, von der künstlichen Intelligenz übernommen werden. Auch dies ist nicht zwingend eine schlechte Nachricht, denn Bullshit-Jobs machen auf die Dauer kaum jemanden glücklich. Sie führen sogar häufig – aufgrund der fehlenden Sinnhaftigkeit – zu Stresssymptomen.

Es besteht also durchaus eine recht hohe Wahrscheinlichkeit, dass mittelfristig viele weitere Arbeitsplätze der künstlichen Intelligenz zum Opfer fallen.

 

Zukunftsszenarien

Auch das Gottlieb Duttweiler Institute kommt zum Schluss, dass die künstliche Intelligenz mit grosser Wahrscheinlichkeit einen wesentlichen Einfluss auf unser Leben haben wird, wie im Bericht Future Skills 2020 zu entnehmen ist. In diesem Bericht spielt in zwei von vier Szenarien die künstliche Intelligenz eine wesentliche Rolle.

Im Szenario «Gig-Economy-Prekariat» wird eine Welt beschrieben, in der aufgrund der technologischen Arbeitslosigkeit ein Mangel herrscht, da Maschinen die menschliche Arbeit in einem solchen Tempo übernommen haben, dass weder der Arbeitsmarkt noch der Sozialstaat mithalten können. In diesem Szenario ist wohl immer noch alles möglich, jedoch nur für eine kleine Elite.

Im Szenario «Vollautomatisierter-KI-Luxus» wird eine Welt beschrieben, in der Maschinen viele Arbeiten übernommen haben. Die im Überfluss vorhandenen Früchten dieser Arbeit sind aber nicht nur einer kleinen Elite vorbehalten, sondern für alle zugänglich. Dieses Szenario könnte also durchaus wünschenswert sein.

Wer meine letzten Beiträge aus der Serie «Das macht mich nachdenklich» gelesen hat ahnt es: Ich habe aktuell – auch aufgrund der aktuellen Geschehnisse – eher den Eindruck, dass die Früchte der künstlichen Intelligenz hauptsächlich einer kleinen Elite zugänglich sein werden, denn dies entspricht dem aktuellen Trend

Aber das muss nicht sein, wenn wir – also die breite Schicht der Bevölkerung – wachsam ist und sich rechtzeitig zur Wehr setzt.

 

Unternehmenssteuern

Und nun kommt die Unternehmenssteuer ins Spiel. Auch wenn ich kein Steuerexperte bin, nehme ich mir die Freiheit – ganz nach dem Motto: BORN TO BE FREE – hier meine Interpretation der Entwicklung der Unternehmenssteuer zu schildern:

Spätestens seit Mitte der 1990er-Jahre besteht international ein Trend zu sinkenden Unternehmenssteuersätzen. Europaweit reduzierten sich die durchschnittlichen Unternehmenssteuersätze zwischen 2000 und 2018 um satte 37.9 Prozent. In der Europäischen Union sank der durchschnittliche Unternehmenssteuersatz zwischen 1996 und 2018 um sagenhafte 44 Prozent.

Auch in der Schweiz wurden die Unternehmenssteuern massiv gesenkt: Zwischen 1996 und 2018 um rund 37 Prozent. Diese Zahlen habe ich nicht frei erfunden. Sie stammen aus dem KPMG Corporate and Indirect Tax Rate Survey.

Ist es nicht unglaublich, welche «Steuergeschenke» – da aufgrund des internationalen Wettbewerbes – an die Unternehmen und somit ganz automatisch auch an die (reichen) Aktionäre gemacht werden? Und ist es nicht noch viel unglaublicher, wenn man zusätzlich bedenkt, wie hoch die verschiedensten Staaten verschuldet sind; Tendenz steigend!

Man kann zusammengefasst sagen: Die Verschuldung der Staaten steigt immer mehr und die Unternehmenssteuern werden immer tiefer! Da kann man sich schon fragen, was hier falsch läuft.

Nun kommt natürlich die Wirtschafts-Lobby ins Spiel, welche mahnend den Finger hebt und zurecht erwähnt, dass der Finanzierungsanteil der Unternehmen an den gesamten Fiskaleinnahmen des Bundes und der Kantone trotz den gesenkten Steuersätzen in den letzten Jahren gestiegen ist.

Wie kann das sein, dass der Anteil der Unternehmenssteuern steigt, obwohl die Steuerbelastung massiv gesenkt wurde?

Mir kommen folgende Gründe in den Sinn:

  • Ein Faktor wird wohl sein, dass die Unternehmensgewinne massiv stärker gestiegen sind als die steuerbaren Einkommen der natürlichen Personen.
  • Ein weiterer Faktor ist sicher, dass Unternehmen, ihre Steuerdomizile in die Schweiz verlegt haben, da die Steuerbelastung für Unternehmen bei uns sehr tief ist (sogar tiefer als in Hongkong oder Singapur).

Allerdings haben offenbar die Unternehmen, welche ihr Steuerdomizil in die Schweiz verlegt haben in der Schweiznicht im gleichen Ausmass Arbeitsplätze generiert, wie sie zusätzliche Steuereinnahmen brachten. Der Volkswirtschaftliche Nutzen dieser Unternehmen ist also nicht so hoch, wie er sein könnte und zudem sehr fragil.

 

Ich stelle also fest

  • dass die Unternehmensgewinne in der Schweiz wesentlich stärker gestiegen sind als die steuerbaren Einkommen der natürlichen Personen.
  • dass in einer vom Kapitalismus geprägten Welt immer mehr Arbeitsplätze dem Fortschritt der Technologie zum Opfer fallen werden, wodurch die schon jetzt stark verschuldeten Staaten noch mehr unter Druck kommen.
  • dass gemäss Experten davon auszugehen ist, dass die Unternehmenssteuern auch in der Schweiz weiter fallen werden.

 

Bedingungsloses Grundeinkommen

Es gibt Theorien, die davon ausgehen, dass die Corona-Krise dafür genutzt werden soll, um eine Weltregierung zu installieren. Ich glaube das nicht, auch wenn in gewissen Teilbereichen, wie der Unternehmensbesteuerung, eine internationale Harmonisierung bestimmt mehr Gewinner als Verlierer schaffen würde.

Die Corona-Krise birgt für mich die Hoffnung, dass aufgrund der massiven Verschuldung der Staaten eine Harmonisierung der Unternehmensbesteuerung und eine internationale faire Besteuerung der Unternehmensgewinne wahrscheinlicher wird.

Mit diesen zusätzlichen Steuereinnahmen könnte dann ein bedingungsloses Grundeinkommen (mit)finanziert werden. In diesem Fall könnten es sich mehr Arbeitstätige leisten, ihren Bullshit-Job an den Nagel zu hängen und sich einer nutz- und sinnstiftenden Aufgabe – im Besten Fall sogar ihrer Herzensaufgabe – zu widmen. Dies wiederum führt zu einer höheren Kreativität und neuen innovativen Ideen und Lösungen, was wieder der gesamten Volkswirtschaft einen Nutzen bringen kann.

Eine international harmonisierte Erhöhung der Unternehmenssteuern, würde zudem zu einer «gerechteren» Verteilung von Vermögenswerten führen, wodurch sich die soziale Schere wieder etwas schliessen könnte, was für ein friedliches Miteinander von grosser Wichtigkeit ist.

 

Fazit

Solltest Du im Rahmen von politischen Diskussionen wieder einmal hören, dass wir (der Schweizer Staat) uns das nicht leisten können, so denk daran: In der Schweiz wurden die Steuerbelastung der Unternehmensgewinne seit 1996 um rund 37 Prozent gesenkt. Aktuell geht der Trend der sinkenden Unternehmensbesteuerung sogar noch weiter.

Lass uns friedlich alles Mögliche tun, um soziale Gerechtigkeit zu schaffen.

Mit freiheitsliebenden Grüssen

 

STEFAN SIDLER

Gründer und Inhaber von BORN TO BE FREE

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